Bereits am 2004-11-11 meldete Anne Garrels, die für National Public Radio (NPR, die US-Version der in Deutschland bekannten "freien" Radios mit ähnlicher politischer "Positionierung" -- verfügbar auch als Web-Radio) als Embedded Journalist im Iraq arbeitet, von einem Fund des 1st Marine Battalion, 3rd Regiment in Fallujah. Inzwischen liegt ein Foto von Marco Di Lauro (Getty Images) vor, das unter anderem in einer Bilder-Gallerie von USA-Today (Bild 2/20) zu betrachten ist. Der dort deutlich zu lesende deutsche Text (parallel auch russisch) lautet:
Sarin, Soman, V-Gase
Handhabung siehe Anleitung
Charge Nr.: 061081[?]
Verwendungsfähig bis: Okt. 1[?]
Es kann überhaupt kein Zweifel bestehen, daß es sich hier um sogenannte Draeger-Tubes (Dräger-Röhrchen) für die Chemiewaffen-Kriegsführung der Nationalen Volksarmee der Deutschen Demokratischen Republik (NVA) handelt. Selbstverständlich (?!) wurde bis heute in der deutschsprachigen Presse mit keinem Wort über diesen Fund berichtet. In der englischsprachigen Presse wird der Fund verharmlost, weil man mit Draeger-Tubes schließlich keine Menschen umbringen kann.
In der NATO wurden (und werden) Nervengifte in zwei Gruppen kategorisierte und mit einer Zwei-Buchstaben-Abkürzung gekennzeichnet: Die G-Series Gifte (G = German = Deutsch) gehen auf NS-Entwicklungen des IG-Farben Chemikers Dr. Gerhard Schrader zurück, der 1936 GA ("Tabun"), 1938 GB ("Sarin") und 1944 GD ("Soman") entwickelte. V-Series Gifte (V = venomous = giftig) wurden in den 1950er Jahren in England entwickelt, am bekanntesten ist hier das VX. Das irakische Baath-Regime benutzte u.a. am 1988-03-16 VX Gifte, um die Bevölkerung der kurdischen Stadt Halabja (Halabdscha) in der Provinz Sulaymānīyah (السليمانية) auszurotten (mindestens 5.000 Tote) und stellte diesen Kampfstoff mittels von Deutschland gelieferter Produktionsanlagen her. Unter dem Vorwand des Exportes von "Düngemittel-Fabriken" hat Deutschland in vergangenen Jahrzehnten insbesondere an Panarabisch-Sozialistische Terror-Regimes (Iraq / Irak, Libya / Lybien, Syria / Syrien), aber auch an weitere Feinde Israels (z.B. Pakistan) solche Anlagen zur Produktion von organischen Phosphor-Verbindungen geliefert.
GB, GD und VX sind keine Gift-Gase (wie es die dümmliche Beschriftung der NVA-Draeger-Tubes in Falluja suggeriert), sondern bei Raumtemperatur flüssig. "Offiziell" befinden sich weltweit einzig USA und Russland (früher: Sowjetunion) im Besitz von VX-Gift, beide bauen ihre Bestände gegenwärtig ab. Sowohl GB-Gift (1995-03-20 in Tokyo, Juni 1995 in Matsumoto) als auch VX-Gift (Dezember 1994 ebenfalls in Japan, allerdings via Skin Application) wurden bereits (von den religiösen Fanatikern der Aum Shinrikyo des Chizuo Matsumoto) für Terror-Anschläge und Attentate verwendet. Seit 1991-04-03 verbietet die Resolution 687 des United Nations Security Council (seinerzeit einzige Gegenstimme: Cuba) dem Iraq die Lagerung selbst von "related subsystems" und "support [...] facilities" für die Chemie-Kriegsführung:
The Security Council, [...]
8. Decides that Iraq shall unconditionally accept the destruction, removal, or rendering harmless, under international supervision, of:
(a) All chemical and biological weapons and all stocks of agents and all related subsystems and components and all research, development, support and manufacturing facilities; [...]
Für die Anwendung der oben abgebildeten NVA-G/V-Series-Kampfstoff-Draeger-Tubes benötigt man zusätzlich einzig eine handelsübliche sogenannte "Hub-Balg-Pumpe" (Gasspürpumpe für Kurzzeitmessungen), wie sie für die Erkennung von "üblichen" Schadstoffen z.B. bei Bränden von Feuerwehren verwendet wird.
Zynisch ist die Verwendung des Begriffes "Sarin" durch NVA/Sowjetunion. Während die Nazi-Forscher 1938 zunächst die Bezeichnung "T-144" für GB benutzten, führten sie den Begriff "Sarin" (Schrader, Ambros, Ritter und Linde) ein, um die beteiligten Wissenschaftler zu ehren, als ihnen die Nutzbarkeit dieser niedermolekulare Phosphorsäureester-Verbindung als chemischer Kampfstoff klar wurde. Glücklicherweise konnte -- Dank der Bombardierung deutscher Städte mit konventionellem Sprengstoff durch britische und amerikanische Air-Force -- trotz Massenproduktion (insgesamt 12.000 t) des Chemiekampfstoffes GA ab Juni 1942 durch die Deutschen -- ein Einsatz dieser Massenvernichtungswaffen (z.B. auf London) verhindert werden.
Dr. Otto Ambros ("Sarin") wurde weniger als Leiter der Anorgana GmbH (IG-Farben Tochterbetrieb für C-Waffen-Herstellung) bekannt, sondern eher als Organisator von Auschwitz-Monowitz (Nürnberger Prozesse: 8 Jahre Haft, Haftentlassung nach "Halbstrafe") und seine späteren Tätigkeiten in Aufsichtsräten/Vorständen von Chemie Grünenthal, Pintsch Bamag AG, Knoll AG, Feldmühle Papier- und Zellstoffwerke, Telefunken GmbH, Grünzweig & Hartmann, Internationale Galalithgesellschaft, Berliner Handelsgesellschaft, Süddeutsche Kalkstickstoffwerke, Vereinigte Industrieunternehmungen (VIAG) mit ihren Tochterunternehmungen Scholven-Chemie und Phenol-Chemie sowie als Berater von Friedrich Karl Flick (Sohn des früheren NS-Wehrwirtschaftsführer) in den frühen 1980er Jahren ("Flick-Skandal", "Parteispenden-Skandal") bekannt.
Und selbstverständlich (?!) wird sich "nie" herausstellen, wie die G/V-Series-Chemiekampfstoff-Draeger-Tubes in den Besitz der Fallujah-Terroristen beziehungsweise buchstäblich -Halsabschneider (German Jargon: "Aufständische") kamen. Hat der seinerzeitige Marburger Kanzleramtsminister Friederich Bohl diese NVA-Restbestände an Saddam Hussein verschenkt? Das wäre möglicherweise als Verstoß gegen § 80 StGB strafbar -- wenn denn Deutschland im War-on-Terror irgendwie beteiligt wäre. Oder haben deutsche Baath-Anhänger (German Jargon: "Friedensbewegung") den "irakischen Sozialismus" (German Jargon für das Bagdader Massenmörder-Regime) lediglich gegen "Angriffe der US-Aggressoren" (German Jargon seit den 1940er Jahren) durch günstige Aufkäufe auf den 1990ff verbreiteten "Russen- und NVA-Flohmärkten" rüsten wollen?
Veröffentlicht am Donnerstag den 18. November 2004 um 16:56 Uhr - nach oben | check xhtml