In einem Flugblatt kritisiert Herr Abraham Lincoln vom Marburger Bündnis gegen IG-Farben die "öden und langweiligen Typen, so fad und schal wie Schröder oder Thierse, Ströbele oder Schily" und stellt diesen trostlosen deutschen Stammtischbrüdern President Bush entgegen: "Der Mann hat eine lässige Art. Er hat einen lockeren Gang, trägt coole Klamotten und verbringt seine Freizeit auf einer Ranch in Texas." Eine kleine Streitschrift, die vielleicht zu schade dazu ist, in Marburger Szene-Lokalitäten ungelesen zu verschimmeln - deshalb hier (u.a. auch für Google und für kommende Generationen) das vollständige Machwerk im Volltext:
Veröffentlicht am Donnerstag den 24. Februar 2005 um 12:51 Uhr - nach oben | check xhtmlWELCOME MR. PRESIDENT!
Der lässigste Mann der Welt: George W. Bush
Der Präsident der Vereinigten Staaten besucht Deutschland. Es herrscht Ausnahmezustand. Spiegel-Online berichtet: "Opel stellt die Produktion ein, Linde empfiehlt seinen Beschäftigten, Urlaub zu nehmen, bei der Bahn fallen rund 100 Züge aus". Die Frankfurter Rundschau sieht ein "Verkehrschaos" kommen und stellt fest: "Bush-Besuch lässt Bürger in Urlaub flüchten". Bei der Süddeutschen Zeitung wird die Stimmung in diesem Land auf den Punkt gebracht: "Nichts geht mehr, wenn Bush kommt". Und all das, obwohl der. Präsident zuvor von Hartmut Mehdorn gewarnt wurde: In der Financial Times Deutschland erklärte der Bahnchef: "Damit macht man sich in Deutschland nicht viele Freunde".
Dass Mr. President das kleine Städtchen Mainz besucht, wird hierzulande als Kränkung wahrgenommen. Durch die Wahl diese Ortes, fühlt man sich an die Truppenpräsenz der Amerikaner vor Ort erinnert. Welche Bilder sich dadurch in deutschen Köpfen einstellen, wird von der Frankfurter Rundschau beschrieben: "Gut, US-Soldaten waren auch in Mainz stationiert. Sie bezogen mit ihren Raketen im Ober-Olmer Wald Stellungen, durchpflügten mit Panzern den Mainzer Sand, ratterten über die Panzerstraße durch Gonsenheim, starteten auf dem Finthen Airfield. [...] Mainz war Teil des von Amerikanern hoch gerüsteten Bundeslandes Rheinland-Pfalz. Das Land zwischen Giftgas, Atombomben und Cruise Missiles verstand sich selbst in der Sprache der Politik als 'Flugzeugträger' der USA."
Auch die Nähe zu einem ganz besonderen Datum führt dazu, dass der Besuch des Präsidenten als Provokation erlebt wird. Auf den Seiten von FAZ.net, wird auf diesen Umstand hingewiesen: "Doch die Idylle ist in Mainz ebensowenig zu Hause wie anderswo. Wenige Tage nach dem Besuch des amerikanischen Präsidenten George W. Bush wird die Stadt an den sechzigsten Jahrestag ihrer Zerstörung im Bombenhagel erinnern. Am 27. Februar ließen amerikanische Flugzeuge eine zu achtzig Prozent vernichtete Innenstadt und mehr als 2.000 Tote zurück."
Da die amerikanischen Luftangriffe auf Nazideutschland eines der Lieblingsthemen in dem ganzen Gerede über deutsche Opfer von "Krieg und Gewaltherrschaft" sind, überrascht es nicht, dass sie auch in diesem Kontext auftauchen. Der Vorwurf, die Alliierten hätten "Verbrechen" begangen, stellt sich in deutschen Köpfen automatisch ein. Dass dieses "Verbrechen" darin besteht, den Nationalsozialismus bekämpft und besiegt zu haben und damit die deutsche Vernichtungstat 1945 gestoppt zu haben, möchte man sich in Deutschland nicht mehr erinnern. Deshalb haben einige Gruppen, dazu aufgerufen, "gegen Bush, Kapitalismus und Krieg" auf die Straße zu gehen. "Bundesweit", schreibt man auf den Internetseiten der FR, "sind bereits für den Vortag rund 40 Demonstrationen gegen den Bush-Besuch angekündigt."
Es sind jedoch nicht nur diese Erinnerungen, welche die deutschen Gemüter erregen. George W. steht für alles, was hierzulande als nicht staatsmännisch gilt. Der Mann hat eine lässige Art. Er hat einen lockeren Gang, trägt coole Klamotten und verbringt seine Freizeit auf einer Ranch in Texas. Die Deutschen hingegen, hätten lieber einen ernsten und verbitterten Mann im Weißen Haus, einen öden und langweiligen Typen, so fad und schal wie Schröder oder Thierse, Ströbele oder Schily.
Dabei ist Mr. President für die Deutschen nichts weiter, als eine Projektionsfläche, in die sie sowohl hineindenken, was sie selbst gerne wären, als auch das, was sie verachten. Dementsprechend könnte es Bush den Deutschen gar nicht recht machen, selbst wenn er wollte. Der "starke Mann", den man sich am deutschen Stammtisch herbeisehnt wird zum "Verbrecher", wenn man ihn an der Spitze der US-Administration ausmacht. Das, was den Deutschen für gewöhnlich als "menschlich" gilt, ist dekadent und wird als Zeichen von "Kulturlosigkeit" gedeutet, wenn es im amerikanischen Präsidenten entdeckt wird. Darin steckt in der Verblendung noch eine unbewusste Ahnung davon, dass die Individualität eines US Präsidenten nicht das gleiche ist, wie die Volksnähe des Kanzlers und das macht die Eren der Nazis umso aggressiver. Die Harmlosigkeit der deutschen Politiker bietet dem Stammtisch (und das ist ganz Deutschland), noch die Hoffnung auf deren faschistisches outing, wenn die Zeit gekommen ist. Man weiß, dass wenn Fischer und co von Demokratie reden, sie damit soviel verbinden wie ihre Volksgenossen: Nichts. George W. Bush könnte es ernst meinen mit der Freiheit.
Als Condoleza Rice dem Präsidenten während einer Sitzung eine Note zukommen lies, die besagte, , dass der Irak jetzt souverän sei, antwortete der Präsident mit der kurzen Notiz: "Let Freedom Reign!"
Darin erkennt man hierzulande eine Kampfansage gegen alles, was einem lieb und wichtig ist: Daß die barbarischen Verhältnisse doch bitte so bleiben mögen wie sie sind, bevor ausgerechnet die USA sie ändern. Unter freieren Verhältnissen kann sich der Fortschritt Weg bahnen. Schon die einfachsten Indizien dafür gelten den Deutschen als "Kulturimperialismus". Das Fast-Food von US-Restaurantketten , hochwertige amerikanische Filmproduktionen und Coca-Cola, von so banalen Dingen wie Pressefreiheit einmal ganz abgesehen: All dies wird als perfider Trick des US amerikanischen Machtinteresses wahrgenommen. Die Folie für diese Wahrnehmung ist die Erinnerung an den Sieg der Alliierten und ein Pendant findet sie heute überall bis in die Niederungen der Debatten um Quoten für deutsche Musik im Radio.
Bush vertritt die Auffassung, dass "die größte Hoffnung für Frieden in unserer Welt", die "Verbreitung von Freiheit in der ganzen Welt" ist, wie er in seiner Antrittsrede betonte. Davor haben die Deutschen Angst. In der berüchtigten Rede über die "axis of evil" hatte George W. Bush es wie folgt ausgedrückt: "Regimes, die den Terror finanzieren", womit "Gruppen wie Hamas, Hisbolla, Islamic Jihad, Jaish-i-Mohamed" gemeint sind, bilden gemeinsam mit "ihren terroristischen Verbündeten" die "Achse des Bösen".
Die BRD versteht sich mit solchen Staaten in der Regel recht gut, führt mit ihnen einen "kritischen Dialog" oder hofiert sie gar. Wer gegen Bush, Kapitalismus und Krieg demonstriert, muss sich auch vorwerfen lassen, diese Sympathie zu tolerieren.
Niemand in dieser Welt der sich ausbreitenden Barbarei hat die Möglichkeiten und den Willen, diese Barbarei zumindest einzudämmen, um die Vorraussetzungen für eine freiere Welt zu schaffen, außer die Koalition der Willigen und der Staat Israel.
Die gegenwärtige US Administration glaubt, dass Entwicklung möglich ist und Menschen nicht durch ihre Kultur dazu verdammt sind unter blutigen Diktaturen zu leben und Islamisten zu werden.
Das ist ein Anfang.
Deshalb:
Welcome Mr. President!
Marburger Bündnis gegen IG-Farben
V.i.S.d.P.: Abraham Lincoln, Liberty-Street 45, 35037 Marburg