Synagoge vom 15. September 1897 bis 9. November 1938 (Universitätsstraße 11)
Das Foto zeigt einen Blick vom MacDonalds Restaurant (heute als "Stützpunkt des US-amerikanischen Kulturimperialismus" manchmal Ziel von "Wasserbomben"-Anschlägen und Sprayings) auf die sogenannte "Grünfläche mit Gedenkstein" (seit 4. Februar 2002 als "innerstädtische Sonderfläche mit Nutzungsvorbehalt" wieder im Besitz der Jüdischen Gemeinde Marburg) und im Hintergrund den Parkplatz der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der "Phillips-Universität".
"Errichtet von der Philipps-Universität zum Gedenken an die am 10. November 1938
frevlerisch zerstörte Synagoge und an unsere ermordeten jüdischen Mitbürger"
Inschrift des sogenannten Marburger "Gedenksteins", der mit seinen drei nebeneinander gelegten Säulen möglicherweise ein frühes Vorbild für die Berliner Degussa-Stelen war. Im Bildhintergrund der Kellereingang zum sogenannten "Landgrafen-Haus" - dort befand sich am 9. November 1938 ein "Wachlokal" der Marburger "Sturm-Abteilung" (SA), die während des Pogroms zusammen mit der Marburger Feuerwehr "sicherstellte", daß angrenzende "wertvolle Bausubstanz" nicht in Brand geriet, während Mitglieder verschiedener Studentenverbindung in der Stadt "Jagd" auf Marburger Juden machten. Schon am Abend des 8. November waren die Fenster der Synagoge eingeworfen worden und bereits in der Woche vor der Pogrom-Nacht 9./10.11. erhielt die Universität Marburg ein "Angebot zum Abbruch der Synagoge" von einem "Makler". Die Inschrift des "Gedenksteins" ist komplett in Großbuchstaben gehalten, in der Literatur wird die Inschrift meist unvollständig zitiert und das aus besonderem Grund: Die Bezeichnung "Philipps-Universität" erhielt die Marburger Hochschule erst durch Nationalsozialisten. Zudem ist der erste Teil der Inschrift (vorsorglich?) bereits bei der Errichtung (wenige Jahre nach Initiierung des Auschwitz-Prozesses duch Fritz Bauer) an der der Universitätsstraße abgewandten Seite angebracht worden. Die Deutsche Sprache unterscheidet zudem die Vokabeln "Bürger"
und
"Mitbürger" signifikant...
"Gemarkung Marburg Flur 29 Flurstück 162"
Frontalansicht des Standortes der Marburger Synagoge (bis 1938). Rechts der Parkplatz, den die Marburger Universität bis heute nicht an die Jüdische Gemeinde zurückgegeben hat. Das gesamte Gelände enthält angeblich "keinerlei Bausubstanz". In der Bildmitte ein Wegweiser des "Marburger Parkleitsystems", dessen Kosten wahrscheinlich den Wert der "Gedenkstätte" weit übersteigen.
Stolz präsentiert die Marburger Hochschule allerdings ihre "Großzügigkeit" gegenüber den Marburger Juden, wenn sie per
Werbematerial auf Hochglanzpapier (siehe dort auf Seite 12 bzw. 10/PDF) bei nationalen und internationalen Sponsoren um Unterstützung nachsucht. Eine "Gedenkstätte" verschenkt (und alle entstehenden Kosten abgewälzt sowie die politische Verantwortung abgewickelt) sowie einen "unbezahlbaren" Innenstadtparkplatz für die Ausbildung Deutscher Juristen gewonnen...
Ansicht des Geländes der Synagoge in 1945
Das Foto (Bildarchiv Foto Marburg Neg.-Nr. LA 6.187/1) zeigt, wie die Soldaten aus den Tanks der
3rd Armored Divison am
28. März 1945 den Standort der ehemaligen Marburger Synagoge gesehen haben müssen.
Kleine Anfrage des Stadtverordneten Heinz Ludwig (Fraktion Marburger-Bürger-Liste): Welche Maßnahmen gedenkt der Magistrat der Stadt Marburg zu ergreifen um die Ordnung auf dem Gelände der Gedenkstätte in der Universitätsstraße (ehemalige Synagoge) nachhaltig zu verbessern? Antwort: Da sich der Fragesteller nicht im Raum befindet wird die Antwort schriftlich mit dem Protokoll erteilt. Zuständig ist der Oberbürgermeister. Das Gelände befindet sich im Eigentum der Universität / Jüdische Gemeinde. Regelungen für den Aufenthalt und die Sauberhaltung sind nur im Rahmen des Hausrechtes durch den Eigentümer möglich. Für eigenständige Maßnahmen des Magistrates fehlen die Rechtsgrundlagen.
(Originaldiktion der "Niederschrift der Stadtverordnetenversammlung vom 22.02.2002")
An die Stelle des klassizistischen Gymnasiums hat die Geldgier vor gut 30 Jahren das heutige "Schlossberg Center" gesetzt. Doch dort, wo die Synagoge bis 1938 gestanden hat, mahnt ein kleiner Park, das Unvorstellbare nicht zu vergessen. Aus der Geschichte lernen hieße, der sozialen Gerechtigkeit bei allen politischen Aktivitäten einen hohen Stellenwert einzuräumen. Schließlich steht schon im ersten Artikel des Grundgesetzes "Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu schützen und zu pflegen, ist oberstes Ziel aller staatlichen Aktivitäten." Wenn das Grundgesetz kein leeres Papier bleiben soll und wenn die Politiker wirklich aus der Geschichte gelernt hätten, dann verhielten sich viele anders. Doch der häßliche Ministerpräsident und seine "Sozialministerin" Silke Lautenschläger führen lieber einen "Blitzkrieg" gegen die Sozial Schwachen.
(Originaldiktion des Marburger Journalisten Franz-Josef Hanke ("FJH") in seinem Aufsatz zum 09.11.2003)
Literaturtips zur Synagoge Universitätsstraße 11:
Synagoge von 1818 bis 1897 (Ritterstraße 2)
"Kein Hinweis auf Gedenken vor Ort" (www.synagogen.info).
Über die Ursache der Aufgabe dieses Synagogen-Standortes kann nur spekuliert werden. Es sind zwar Baupläne für einen (nie verwirklichten) Synagogen-Neubau bekannt, die bereits vor 1897 errichtet werden sollte und möglicherweise besteht ein Zusammenhang mit einem Anwachsen der Jüdischen Gemeinde, offensichtlich ist jedoch, daß das Gebäude Ritterstraße 2 schon qua Existenz eine "Provokation" für alle Marburger Antisemiten des 19ten Jahrhunderts darstellen mußte. Jeder Weg von der Oberstadt zum Schloß führt an diesem Haus vorbei und die "Nachbarn" von der "Landsmannschaft Schaumburgia" (siehe hierzu auch weiter unten) konnten sozusagen zu jedem Fenster hereinspucken.
Synagoge von 1720 - 1818 (Langgasse 7)
"Kein Hinweis auf Gedenken vor Ort" (www.synagogen.info). Die Detailaufnahme zeigt deutich den Zustand des Gebäudes...
Synagoge von 1720 - 1818 (Langgasse 7)
"Kein Hinweis auf Gedenken vor Ort" (www.synagogen.info). In der Totalen (rechts die ehemalige Synagoge) erkennt man den "üblichen" Zustand von Fachwerkhäusern in Marburg: Unter staatlicher finanzieller Förderung in Millionenhöhe "wunderschön" renoviert. Schließlich verteidigt Marburg seinen Ruf als "Dornröschenstadt" und buhlt um japanische und amerikanische Touristen.
Synagage von 1640 (bis 1720? "Schloßsteig" 6)
"Kein Hinweis auf Gedenken vor Ort" (www.synagogen.info). Jeder Teilnehmer einer Stadtführung lernt das Gebäude "Schloßsteig 6" kennen. Dient es doch als anschauliches Beispiel dafür, daß in Marburg keinerlei Kosten und Mühen gescheut werden, wenn heruntergekommene Bausubstanz (die vernünftige Menschen schlicht abreißen würden) vor dem "Zerfall" gerettet wird. Die exakte Summe, die für die "Renovierung" dieses Hauses aufgewendet wurde läßt sich bei ausgebildeten Stadtführern erfragen. Die übliche Sanierungsmaßnahme besteht in Marburg darin, das komplette Haus (bis auf die Fachwerkbalken) zu entfernen und im Gerüst des Gebälkes alles komplett neu zu bauen - von Außen muß alles nachher aber so aussehen, als ob (bis auf die Benutzung von wunderschööön leuchtenden OBI- und Praktiker-Farben) alles schon im "Mittelalter" so gewesen wäre. Die ehemalige Synagoge Schloßsteig 6 hat also mit dem früheren Gebäude einzig die Eichen-Balken gemein. Weil man schon die Kosten für eine Gedenkplatte sparen konnte, hat man wenigstens ein billiges Blech-Schild mit der Aufschrift "früher Judengasse" am Gebäude angebracht, das jetzt neben dem wunderschönen Email-Straßenschild "Schloßsteig" sensibel und dezent auf historische Zusammenhänge hinweist. Allerdings: In Deutschland benutzt man den Begriff "früher", wenn einem die Nennung einer konkreten Jahreszahl peinlich ist (beliebt ist auch die Vokabel "damals")...
Synagage "Schloßsteig" 6 und Gelände Markt 24
Das Foto des "Bildarchiv Foto Marburg" (Neg.-Nr. 305.118) zeigt die Häuserzeile der Judengasse, links die ehemalige Synagoge ("Schloßsteig" 6). Rechts im Bild das Grundstück Markt 24, auf dem 1993 bei Bauarbeiten die mittelalterliche Synagoge aus dem Jahr 1200 (urkundliche Erwähnung erstmals in 1317) wiedergefunden wurde
und auf dem nach 9 Jahren "Diskussion" am 1. September 2002 am "Tag des offenen Denkmals" (!) im Rahmen einer 90minütigen "Veranstaltung" die "Gedenkstätte" (siehe unten) offiziell eröffnet wurde.
Die Marburger "Friedens"-Bewegung veranstaltete am selben Tag ("Antikriegstag") ihr
"Friedensfest 'Nein Zum Krieg'" vor der Marburger Mensa, auf dem man "afganische Folklore"
sowie die "Mädchensinggruppe 'Hand in Hand'" betrachten, eine
"African-Gospel-Group" sowie eine "türkisch-arabische Kinder- und Jugend-Trommlergruppe Düm-Tek" belauschen oder sogar den dargebotenen Redebeiträgen der beiden Israel-Fachleute
("Scharon und Bush sind Verbrecher" sowie "Solange Israel nicht die seit 1967 besetzten Gebiete räumt[...]")
"Metzger" Becker "aus Weidenhausen" sowie "Politikwissenschaftler" Dr. Johannes Becker
zuhören konnte.
Die Fotografie wurde 1974 aufgenommen.
Der Marburger "Schloßsteig" mit dem Standort der mittelalterliche Synagoge
Studenten spielen "Keltische Musik" auf der Harfe zwecks Finanzierung ihres Studiums in der Fußgängerzone der Marburger Oberstadt an der Ecke Judengasse/Wettergasse. Auch wenn man es in zahlreichen historischen Dokumenten nachlesen kann, wissen nur wenige, daß sich hier schon bei Gründung der Stadt Marburg ein jüdisches Stadtviertel befand, in dem bis in die 1940er Jahre Marburger Juden lebten. Der Straßenname "Judengasse" wurde 1936 in "Schloßsteig" geändert - schon am 03.04.1933 waren aufgrund eines "Dringlichkeitsantrages" der Marburger NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) zahlreiche weiteren Straßenumbenennungen durchgeführt worden: Adolph-Hitler-Platz (hier wurde angeblich am 28. März 1945 die "Kapitulation" der Stadt vor den Truppen der schon in Marburg stehenden amerikanischen 3rd Armored Divison "vollzogen".), Straße-der-SA (hier "kämpften" in den 1990er Jahren junge MarburgerInnen vergeblich um den Erhalt des ehemals nationalsozialistischen Kleingewerbeviertels "Biegeneck"), Heinrich-Göring-Straße (hier findet sich heute der größte Marburger Supermarkt, der Weine aus Israel boykottiert), usw..
Der Glaskubus über der Ausgrabungsstätte der mittelalterlichen Synagoge Markt 24
In jahrelangen politischen Auseinandersetzungen gelang es, die Marburger Stadtverordnetenversammlung dazu zu zwingen, eine Gedenkstätte über den Ausgrabungen einer der ältesten Synagogen Europas zu errichten. Der Original-Entwurf des Architekten konnte jedoch nie verwirklicht werden. Er sah eine 6 Meter Hohe Konstruktion vor - diese Höhe wurde verringert. Nicht, daß es in Marburg je Diskussionen über eine möglicherweise symbolische Bedeutung dieser Zahl "sechs" gegeben habe. Nein: Eine "zu große" Bauhöhe hätte schlicht das Stadtbild "verschandelt".
Die sonderbare kreisrunde Mauer im Bildvordergrund ist ein weiterer Kompromis, der bei der Durchsetzung der Gedenkstätte erforderlich war. Unter einem Stahlgitter befindet sich dort ein "ebenfalls ausgegrabener mittelalterlicher Brunnen". Böse Zungen behaupten, man könne sich diesen mitteralterlichen Brunnen (als Tribut an Marburgs Ethno-Romantiker konserviert) ebenfalls als Teil der "Gedenkstätte" vorstellen. Wahrscheinlich starben in Marburg schon vor Jahrhunderten Juden aufgrund des Vorwurfes der "Brunnenvergiftung" und diese Vokabel ist in der Deutschen Sprache auch heute noch recht beliebt...
"Die Ausgrabung - Die Bedeutung - Die Sicherung"
Neben dem Glaskubus montierte die Stadt Marburg eine "Gedenktafel", auf der an die "kulturhistorische Bedeutung" und die "großen Anstrengungen" bei der Grabungssicherung erinnert wird. Trotz in Metall festgehaltener (selbstverständlich einsprachig Deutscher) Redseeligkeit wurde das Kunststück vollbracht, nicht ein einziges der zahlreichen mittelalterlichen Pogrome gegen die Marburger Juden auch nur zu erwähnen. Obschon man sie in den mittelalterlichen Urkunden des Staatsarchives Marburg (früher: geplantes SS-Reichsarchiv Marburg) nachlesen kann.
Literaturtips zur Synagoge Markt 24:
Das Gestapo-Gefängnis in der Wilhelmstraße
Im Sommer 2003 besuchte Shira Springer vom Boston Globe Marburg auf einer privaten Europa-Reise. Ihr Interesse galt der Spurensuche. Der Suche nach Spuren ihrer Großeltern, die in einem Dorf bei Marburg wohnten und denen Dank vieler glücklicher Umstände die Flucht nach Amerika gelang.
Sie berichtete darüber im Wochenend-Magazin des Globe und so kennen inzwischen einige wenige (51% der Deutschen behaupten zwar Englisch zu verstehen - möglicherweise sind aber mindestens die Hälfte aller Deutschen Lügner) die Geschichte vom 69jährigen Familien-Patriarchen der jüdischen Familie Katten, der bis 1940 wegen "Beleidigung" (vermutlich des "Deutschen Volkes") im Marburger Gestapo-Gefängnis inhaftiert war. Die Zellen-Trakte des Gebäudekomplexes sind inzwischen komplett abgerissen - "wunderschön" modernisiert wurde einzig derjenige Gebäudeflügel, in dem früher die Gestapo-Schergen residierten.
Gestapo-Gefängnis / Deserteursdenkmal
Bis vor wenigen Jahren stand vor dem ehemaligen Gestapo-Gefängnis das "Marburger Deserteursdenkmal". Nachdem man auf Anordnung der Amerikanischen Besatzungsmacht an der Marburger Hochschule den Studiengang "Political Science" (heute: Politikwissenschaft) einrichtete, wurde mit dem Aufbau des Instituts in Zeiten des Kalten Krieges Wolfgang Abendroth beauftragt, ein "Kommunist", der noch in den späten 1930er Jahren ideologische Diskussionen mit verschiedenen Strömungen des Nationalsozialismus führte und auch nach 1945 keinen Hehl aus seiner Begeisterung für (wenn auch "linkes") völkisches Gedankengut machte. Abendroth wird von den Marburger Politikwissenschaftlern nahezu wie ein Heiliger verehrt und sein definitives Merkmal als "Antifaschist" (Marburg versteht sich als "Führend" (sic!) in der "Antifaschismusforschung") ist, daß er im NS wegen seiner "besonderen ideologischen Gefährlichkeit" im Zuchthaus inhaftiert war und später (zunächst freigelassen "Auf Bewährung") aus einem Strafbatallion desertierte.
Nach seinem Tod wurde in Marburg ein "Deserteurs-Denkmal" errichtet, das zunächst vor dem Gestapo-Gefängnis in der Wilhelmstraße aufgestellt wurde - Abendroth war allerdings nie in diesem Gebäude inhaftiert. Inzwischen wurde ein "passender" Standort für das Denkmal gefunden: Ein Parkplatz im Südviertel, ganz in der Nähe des Wochenmarktes. Dort hatte die Wehrmacht Kasernen gebaut, die ab 1945 von der US-Army und später von der Bundeswehr genutzt wurden. Heute wohnen dort Studenten.
"Penthousewohnungen" im Gestapo-Gefängnis
Mark Twain vertrat die Ansicht, die Deutsche Sprache seie so schwer, daß ein einziges Menschenleben nicht ausreiche, um sie zu erlernen. Er hat Recht. In Marburg käme niemand auf die Idee, daß es sich bei der amerikanischen Einrichtung des "Penthouse" um irgend etwas handele, was mit "wohnen" zu tun habe. Man denkt dabei eher an außerordentlich knapp bekleidete junge Frauen, gedruckt auf glänzendes Papier. Glücklicherweise darf man in der Deutschen Sprache beliebige Wörter zusammenfügen und so kann man möglicherweise allen Mißverständnissen vorbeugen - die jungen ledigen Frauen werden nämlich sicherlich demnächst eher in den "1-2 Zimmer Wohnungen mit Balkon" hausen. Verboten sind im Deutschen allerdings Wortschöpfungen wie "Gestapopenthouse" oder "Zuchthaussinglewohnung", gegen "S+S" hat man allerdings keine Einwendungen. Mark Twain hätte seinen Spaß daran - oder auch nicht...
Torbogen Gestapo-Gefängnis
Neben dem Wärter-Trakt bleibt offensichtlich vom Marburger Gestapo-Gefängnis auch der Torbogen erhalten. Sein Vorzug: Er weist keinerlei ("antideutsche") diskriminierende Aufschrift vor (beziehungsweise: tut das seit Jahrzehnten nicht mehr...) und ist deshalb einfach "schööön" und "romantisch".
Landgericht Kassel und Synagoge ab 1945/46
Die Stadt Marburg ist Reich an Beispielen gescheiterter Amerikanischer Politik. Rechts im Bild das Gebäude, das 1945 von der US-Army requiriert wurde und als Synagoge von Army-Angehörigen und Displaced Persons genutzt werden konnte. Es liegt direkt gegenüber der "Synagoge bis 1897"
(nicht im Bild). Links im Foto das Haus, das vom Landgericht Kassel ab 1944 (?) genutzt wurde, als man in Kassel versuchte, die "Juristische Eigenständigkeit" zu bewahren (der Berliner "Volksgerichtshof" riß immer mehr Verfahren an sich) und bei diesen "Anstrengungen" durch eine Amerikanisch/Britische Flächenbombardierung empfindlich gestört wurde. Man muße also "leider" nach Marburg "übersiedeln" - dabei hätte schon eine einzige Amerikanische Brandbombe auf Marburg das Treiben der NS-Justiz in Marburg wirkungsvoll verhindern können. Es ist anzunehmen, daß es ein ehemaliger (jüdischer?) Marburger Bürger war, der die politische Verantwortung dafür trug, daß zwar halb Europa 1945 in Trümmern lag, Marburg jedoch noch heute seine "Museums"-Altstadt vorweisen kann. Darauf verweist auch der sonderbare Umstand, daß es lediglich zwei Bombenangriffe (22.02.1944/1945) auf militärische Ziele in Marburg gab und beide "zufällig" (?) exakt im Abstand von einem Jahr zu derselben Uhrzeit durchgeführt wurden.
Einweihung der Synagoge 1945/46
Zwei Fotos des "Bildarchiv Foto Marburg" zeigen die feierliche Einweihung der Synagoge am 3.2.1946 (Neg.-Nr. 417.741 u. 417.740).
Das obere Foto zeigt Kantor David Ojrzynski und Captain Aronowitz (?), auf dem unteren Bild
spricht vermutlich Israel Blumenfeld, von 1946-1948
(zusammen mit seiner Ehefrau
Leah Fier, verstorben am 20.07.2000) Herausgeber der Jüdischen Rundschau
- By and For Liberated Jews In Germany und Widerstandskämpfer im Warschauer Ghetto, der 1948 aufgrund von Morddrohungen nach Costa Rica emmigrieren mußte und 1962 in Los Angeles / USA verstarb. Das Verbot der "Turnerschaft Schaumburgia" wurde 1949 aufgehoben, schon 1950 wurde das Gebäude nicht mehr als Synagoge (Diktion der "Landsmannschaft Schaumburgia im Coburger Convent" von 2004:
"Nach dem Krieg wurde die Wolfsburg für amerikanische Offiziere beschlagnahmt und diente als Soldatensynagoge.") genutzt.
Synagoge ab 1945/46 und Landgericht Kassel
Zum Schluß noch ein Blick aus anderer Perspektive auf die "Synagoge ab 1945/46" (links)
und das "Landgericht Kassel", wie sich beide aus dem Fenster der "Synagoge bis 1897" (Ritterstraße 2) zeigen. Wie muß sich jemand gefühlt haben, der die historischen Zusammenhänge der verschiedenen Gebäudenutzungen kannte? Im heutigen Marburg ist jedoch alles "unbekannt" bzw. "noch nicht ausreichend erforscht". Selbstverständlich nutzt die "Landsmannschaft Schaumburgia" schon seit Jahrzehnten wieder "ihr" Haus, schon in den 1950er Jahren war Marburg wieder nahezu "judenfrei" (in einem Dorf bei Marburg lernten vorher junge Juden für ihre landwirtschaftliche Siedlertätigkeit in Erez Israel) und bereits in den 1970er Jahren gab es in Marburg (sollte man sagen: wieder?) eine "Palästina-Solidarität". Gemeint war mit diesem Begriff die Sympathie mit allen, die Juden umbringen. Solidarität mit Israel? Dazu bekennt man sich in Deutschland besser nicht offen, denn sonst wird man als "Araber-Feind", "Freund des US-Brückenkopfes im Herzen der Islamischen Welt", "Verbündeter der Scharon-Bande", "Förderer des Abschlachtes des Palästinensischen Volkes" usw. bezeichnet. Alles jedoch nur hinter vorgehaltener Hand - denn nichts fürchtet der Vulgo Germanicus in seinem Wahn mehr, als als kleiner dreckiger Antisemit bezeichnet zu werden.
Update 13.02.2004:
Im Express berichtet ein Autor über das Stadtschrift-Bändchen, der es offensichtlich selber nicht vollständig gelesen hat. Ausgerechnet die 1988er (!) Auszüge (!) eines Beitrages der Geschichtswerkstatt im Heftchen werden in "zwei Thesen [...], wie es zu dem verhängnisvollen Pogrom in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 kommen konnte" wiedergegeben. Nun ja - demnächst wissen bestimmt alle MarburgerInnen, daß "Ernst von Rath" Legationsrats der deutschen Botschaft in Paris war, Yad Vashem ein Fotoarchiv ist und ."Karl Wagner" derjenige heldenhafte Fotograf war, der die brennende Synagogenkuppel geknipst hat.
Veröffentlicht am Montag den 29. Dezember 2003 um 20:09 Uhr - nach oben | check xhtmlVerbrannte Geschichte
Die Synagoge an der Universitätsstraße steht schon lange nicht mehr, über die Geschichte des von Nazis abgebrannten Gebäudes berichtet eine neue Ausgabe der "Marburger Stadtschriften"
Von dem Gebäude, das am 15. September 1897, dem 18. Tage im Monat Ellul jüdischer Zeitrechnung, an der Universitätsstraße eingeweiht wurde, zeugt heute nur noch eine untypische Lücke in der ansonsten dicht bebauten Hauptstraße. Die Synagoge an der Universitätsstraße fiel, wie unzählige andere Gotteshäuser, den Naziattacken der Reichspogromnacht am 9. November 1938 zum Opfer. Das Gebäude brannte völlig aus.
Heute erinnert nicht nur eine Gedenktafel inmitten der Grünanlage an die Ereignisse vor über 60 Jahren. Eine der zuletzt erschienenen Marburger Stadtschriften beschäftigt mit der Geschichte der Marburger Synagogen, speziell jenem Bau an der Universitätsstraße. Elmar Brohl, Martin Kraatz, Sabine Naomi Pistor und Katrin Rübenstrunk stöberten zusammen mit der Geschichtswerkstatt Marburg in den Archiven der Stadt, trugen ihre Erkenntnisse auf knapp 200 Seiten in dem vom Magistraten herausgegebenen Band zusammen.
Einen Besonderen Schwerpunkt genießt natürlich die Baugeschichte und die anschließende Nutzung des Hauses. Anders als im christlichen Brauchtum zum Beispiel dienten jüdische Gemeindehäuser damals als Versammlungsstätten, erfüllten auch soziale und kommunale Funktionen. Schon vom griechischen Wortstamm her unterscheiden sich "Synagoge" und "Kirche" - "synagein" ("sich versammeln") und "kyrikon" ("dem Herrn gehörig"). In den Synagogen wurden hernach nicht nur Gottesdienste abgehalten, sondern auch Neuigkeiten ausgetauscht, innergemeindliche Konflikte ausgetragen und auch Strafen ausgeführt.
Das zweite Hauptaugenmerk liegt auf der Zerstörung 1938. Die Geschichtswerkstatt Marburg führt zwei Thesen an, wie es zu dem verhängnisvollen Pogrom in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 kommen konnte - der sogenannten "Reichskristallnacht". Zugrunde liegt beiden Thesen die Ermordung des Legationsrats Ernst von Rath in der deutschen Botschaft in Paris durch den siebzehnjährigen Juden Herschel Grynzpan am 7. November '38. Einerseits kann angenommen werden, dass zwar Ursache und Folge des 9. November gut ineinander passen, eine längerfristige Vorbereitung des Pogroms jedoch kaum denkbar sei. Vielmehr hätten die damaligen Machthaber die Situation geschickt zu nutzen verstanden - die lokalen Parteiaktionen seien eher spontan und improvisatorisch abgelaufen.
These zwei sieht die Ereignisse nach dem 9. November als Konsequenz einer langfristigen Planung, das Pariser Attentat diente lediglich propagandistischen Zwecken. Eine deutliche Verschärfung der Judenpolitik habe es schließlich schon im Jahr zuvor gegeben. Bekräftigt wird die These einer langfristigen Vorbereitung des Pogroms durch die pünktlich nach dem Attentat und den Ausschreitungen verhängten "Entjudung" der Wirtschaft.
Die Ereignisse dieser Nacht in Marburg werden in Form einer chronologischen Auflistung, ähnlich eines Tagebuchs wiedergegeben. Auch wenn hier erneut verschiedene Quellen und Aussagen aufeinandertreffen - steht ihnen doch allen die Zerstörung der Synagoge an der Universitätsstraße nach.
Christian Schulze Wenning
[Foto: Blick vom Rudolphsplatz auf die Synagoge]
Blick auf die Synagoge an der Universitätsstraße von Osten, um 1903 Foto: Fotoarchiv Yad Vashem, Jerusalem, Nr. 227 E06[Foto: Blick vom Rudolphsplatz auf die brennende Synagoge]
Die brennende Synagoge am 10.11.1938 Foto: Karl Wagner (Bildarchiv Foto Marburg Nr. 415.068)[Titelseite: "Die Synagoge in der Universitätsstraße"]
Marburger Stadtschriften Band 78, Auslieferung durch den Rathaus-Verlag der Stadt Marburg, Markt 8, 2. Stock, Tel.: (06421) 201 346, Fax: (06421) 201 560, E-Mail: oeffentlichkeitsarbeit@marburg-stadt.de(Quelle: Marburger Magazin Express vom 13.02.2004)