Donnerstag, 1. April 2004

Für Israel - gegen Old Europe

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Zum 24. April 2004 ruft ein Gruppen-Bündnis (u.a. aus Göttingen, Dortmund, Gießen, Nürnberg, Berlin, Köln, Leipzig, Marburg, Potsdam, Frankfurt und Duisburg) zu einer Demonstration Gegen die Antisemitische Internationale unter dem Motto "Flagge zeigen!" in Hamburg auf. Hier der Aufruftext:

Flagge zeigen! Für Israel - gegen Old Europe

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Im Frühjahr 2004 beschäftigen sich die Deutschen intensiver denn je mit den Perspektiven eines dauerhaften Friedens im Nahen Osten und geben dabei zu erkennen, welch merkwürdig gute Kontakte sie zu Islamfaschisten und deren Stichwortgebern und Finanziers unterhalten. Als Ende Januar 2004 nach dem von Deutschland vermittelten Austausch von Israelis - hauptsächlich als Leichname - gegen palästinensische Terroristen auf Beiruts Straßen Hisbollah-Anhänger deutsche Nationalfahnen zusammen mit den gelben Bannern der Terrororganisation schwenkten, "ganz so, als handele es sich um zwei alliierte Mächte" (Spiegel 06/04), war das offensichtlich nur ein Vorspiel. Organisiert von der SPD-nahen Friedrich Ebert-Stiftung traten Mitte Februar deutsche Politiker und andere Friedensfreunde, die sich Islam- oder Nahostexperten nennen, in den Dialog der Kulturen mit Hisbollah-Vertretern und anderen antisemitischen Freunden des Terrors gegen Israel. Man wollte Zeichen des Friedens setzen, Fremdenfeindlichkeit überwinden und einfach miteinander ins Gespräch kommen, um sich besser verstehen zu lernen und gegenseitige Vorurteile abbauen zu helfen.

Was "Israel-Kritik" wirklich meint

Damit befanden sich die genannten Experten auf der Höhe des gegenwärtigen europäischen Selbstverständnisses, denn nicht nur die Deutschen sind im Frühjahr 2004 von der Sehnsucht nach ewigem Frieden erfüllt. Einer Mehrheit von 59 Prozent der Europäer gilt Israel als die größte Gefahr für den Weltfrieden. Für den EU-Kommissionspräsidenten Romano Prodi oder den EU-Kommissar Xavier Solana ist das aber keineswegs ein Grund, sich über den darin zum Ausdruck kommenden neuen europäischen Antisemitismus Gedanken zu machen. Genauso wie Joseph Fischer sind sie von einer ganz anderen Sorge umgetrieben: Es gilt, "das Recht der Europäer, die Regierung in Israel zu kritisieren" (Berliner Zeitung, 20.02.04) zu verteidigen. Dabei hat die EU selbst jüngst in einer Studie lückenlos nachgewiesen, daß sich eine antisemitische Koalition autochthoner Europäer und nicht minder autochthoner europäischer Moslems im Haß gegen Juden herausgebildet hat, der sich als Israel-Kritik äußert. Damit wird "offiziell" bestätigt, was jeder, der es wollte, längst wissen konnte: daß regierungsoffizielle "Israelkritik" und der Haß der Straße, der sich in Europa vorzugsweise pazifistisch, also antiamerikanisch und israelfeindlich äußert, einander ergänzen. Wenn überhaupt, wird in Europa der neue Antisemitismus nur deshalb zum Thema gemacht, um ihn dem generellen Problem des Umganges mit "Minderheiten" zu subsumieren und damit kleinzureden. Ein von Prodi Ende Februar präsentierter "Katalog von Maßnahmen, (der) nicht nur den Antisemitismus, sondern jede Form von Diskriminierung bekämpfen" (taz, 20.02.04) soll, dient allein dem Zweck, über "Diskriminierung an sich" zu reden, um vom Antisemitismus schweigen zu können. Das alles geschieht selbstverständlich im "Interesse Israels" (J. Fischer, ebenda). So ist die Finanzierung einer kriminellen Vereinigung namens Palästinensische Autonomiebehörde (PA) aus Sicht der EU notwendig, damit diese "nicht in die Hände der radikalislamischen Hamas fiele" (ebenda). Obwohl spätestens mit dem Beginn der "Al Aqsa-Intifada" im Jahre 2000 die Palästinenser sich als mordendes und todessehnsüchtiges Kollektiv konstituiert haben, tritt die EU nach wie vor als größte finanzielle und politische Unterstützerin von Volk und Regierung des Autonomiegebiets auf und setzt ganz tolerant und antirassistisch auf "Partnerschaft mit der Region, damit der Verdacht von Paternalismus, von Bevormundung erst gar nicht aufkommt" (J. Fischer). Den Preis für solche uneigennützige Freundschaft zahlen nicht nur die Israelis, sondern auch jene Araberinnen und Araber, die sich von der im Vorderen Orient virulenten Blut- und Boden-Ideologie und dem in den Autonomiegebieten praktizierten kollektiven Opferwahn zu emanzipieren versuchen.

Europäisches Völkerrecht gegen US-Imperialismus

Die Eskalation eines zur Israelkritik nobilitierten Antisemitismus verbindet sich mit einem sehr konkreten Datum: Dem 11. September 2001, dem Tag, den das alte todessüchtige Europa zum Anlaß nahm, um sich unter dem Schlachtruf "Hoch die internationale Solidarität" mit dem Djihadismus ideologisch zu verbünden. Seitdem ist man sich einig: Die Selbstmordanschläge von New York und Washington waren eine bedauerliche aber verständliche Überreaktion der "Verdammten dieser Erde", der Opfer von Kolonialismus, Rassismus und Fremdherrschaft also; die Verzweiflung über die jahrzehntelange Unterdrückung und Unterjochung der Völker und ihrer Kulturen durch die Vereinigten Staaten von Amerika und Israel mußte sich ja irgendwann einmal in einem solchen Ausbruch Luft machen. So denkt es nicht nur in den Anrainerstaaten Israels - so wird inzwischen von der Mehrheit der Weltbevölkerung der "Konflikt" zwischen den Völkern und ihren "imperialistischen" Unterdrückern wahrgenommen.

Eine Überzeugung, die nicht einmal ins Wanken gerät, wenn Islamisten - ob nun mit direkter ETA-Connection oder nicht - in Madrid ohne Vorwarnung mehrere voll besetzte Pendlerzüge in die Luft jagen. Nein, das Gros der spanischen Wähler teilt die Ansicht des mutmaßlichen Bekennerschreibens, daß nämlich die Anschläge die gerechte Strafe für den Kampf waren, den die spanische Armee im Irak gegen eben diesen Terror führt. Weil also das Bündnis mit den USA in den Augen alteuropäisch orientierter Spanier schändlicher war als dessen Anlaß, die global agierende islamische Erweckungsbewegung gegen den Westen, haben die Konservativen die Wahl verloren und Al-Quaida, vertreten durch die Sozialisten und ihren "Paz"-Mob, hat sie gewonnen.

Ein nicht zufällig in Europa beheimatetes Medium der weltweiten Selbstvergewisserung gegen den Imperialismus ist der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag, dessen sich die Palästinenser mit Rückendeckung der notorisch Israel-feindlichen UN-Vollversammlung bedienen, um die Delegitimierung des jüdischen Staates auch mit der "Stärke des Rechts" (Gerhard Schröder) voranzutreiben, - womit sich diese Institution immer unverhohlener als das präsentiert, was sie von Anbeginn sein sollte: ein "unparteiisches" antiimperialistisches Tribunal gegen Israel und die USA, das im Namen des "Völkerrechts" und des "Multilateralismus" Verurteilungen ausspricht, wenn es Urteile fällt. Als in Den Haag zum Prozeßauftakt gegen den Bau des israelischen Antiterrorzaunes Ende Februar jüdische Studenten öffentlich Photos hunderter Opfer des palästinensischen Terrors zeigen wollten, reagierte der erste Bürgermeister dieser europäischen Kulturhauptstadt prompt mit einem Verbot. Die Begründung: Die öffentliche Präsentation der Fotos sei eine "Provokation gegenüber den Palästinensern", unter solchen Umständen könne er für ein friedliches Den Haag nicht garantieren.

Warum Hamburg?

In Europa gilt die Unterscheidung von Angriff und Verteidigung als anachronistisch, ja fundamentalistisch. Wenn die USA mit einem kurzen und effektiven Krieg eine ganze Bevölkerung von einer blutigen Diktatur befreien und aus ureigenstem Sicherheitsinteresse wenigstens versuchen, die brutalen und autoritären Verhältnisse in der islamischen Welt des Nahen und Mittleren Ostens umzuwälzen, dann ergeht sich Old Europe in tiefsinnigen Erörterungen, denen zufolge Kriege nie gerecht sein könnten und die Herrschaft von Despoten und Theokraten auf der natürlich gewachsenen kulturellen Differenz zwischen Okzident und Orient beruhe. Das Alte Europa der Fischer, Prodi, Habermas und Derrida, ist das Europa der propalästinensischen BBC, der attac-Postille Le Monde diplomatique und der antiimperialistischen Süddeutschen Zeitung, ein Europa, das sich vor einem Jahr millionenfach auf den Straßen für einen gerechten Frieden mit Saddam Hussein stark gemacht hat und nichts daran fand, daß auf jeder dieser Manifestationen die Mörderfahnen der Palästinenser ganz vorn getragen wurden. "Nie wieder Krieg gegen Faschismus" - in dieser Parole lassen sich die "Lehren aus der Geschichte" resümieren, die gezogen zu haben die einschlägigen Protagonisten sich stets rühmen. Daß der europäische Antisemitismus sogar im Sinne einer friedenserzwingenden Maßnahme gegen uneinsichtige Juden wirken könnte, selbst diese widerwärtige Kalkulation geht in Europa wie selbstverständlich durch: "Letztlich ist die Frage, was in Israel schwerer wiegt - der zunehmende Antisemitismus (...) oder der pragmatische Gedanke an den Nutzen der Kooperation." (taz, 18.2.04)

Am 24.4.2004 werden wir in Hamburg gegen das europäisch-arabische Bündnis gegen Israel, gegen all die linken und rechten "Israelkritiker", antiamerikanischen Pazifisten und ihren globalen Feldzug gegen den "Imperialismus" und "Kolonialismus" demonstrieren. Zeit und Ort der Demonstration sind nicht zufällig. Im Frühjahr jährt sich der Beginn des Irakkrieges und mit ihm der Höhepunkt einer weltweiten globa­lisie­rungskritischen Intifada. Auch dieses Jahr werden die Pace-Freunde mit katholischen Regenbogenfahnen und dem palästinensischen Wimpel durch die Straßen laufen, sie werden Befreiung in "Besatzung" umlügen und ihr "USA-internationale Völkermordzentrale" skandieren, sie werden den Djihad als "antiimperialistischen Widerstand" charakterisieren und ihren Haß gegen den "Apartheids- und Rassistenstaat Israel" herausbrüllen.

Statt in Hamburg könnten wir genausogut in Berlin, Köln oder München demonstrieren, bündelten sich nicht gerade dort ein paar deutsche Besonderheiten. Hamburg als traditionell weltoffene und stark links geprägte Stadt ist gerade deshalb auch das Pflaster, auf dem sich alteuropäisches Ressentiment potenziert. Keine Stadt ist so geprägt von kirchlichen und gewerkschaftlichen, ökologischen und globalisierungs­kritischen Friedensinitiativen. In keiner Stadt bekennen sich so viele der sich als liberal begreifenden Bürger ungehemmter zum deutschen Antiimperialismus gegen die USA und Israel. Von den zumeist gut situierten Besuchern der städtischen Bühnen über die Lumpenbourgeois im Millerntorstadion bis zu den Autonomen in ihren Partykellern, vom Spiegel bis zur Zeitung Arbeiterkampf, die heute analyse und kritik heißt, vom Landesverband der Grünen bis zum öffentlichen Plenum der "Wagenburg", von der Hochschule für Wirtschaft und Politik mit ihrem antizionistischen Völkerrechtler Norman Paech bis zu den Jugend-Idolen, der Hip-Hop-Gruppe Absolute Beginner, die sich allzu gerne mit einem Symbol des Judenmordes, dem Palästinensertuch ablichten läßt: Man ist sich einig in der freien und Hansestadt, wenn es heißt: Frieden und Solidarität mit Palästina. Überall wird gemahnt, gefeiert und protestiert, immer in den besten Absichten und stets gegen Israel. Von öffentlichen Solidaritätsbekundungen für den Staat Israel dagegen, von öffentlicher Ablehnung des palästinensischen Terrors und von Protesten gegen einen neuen - auch islamisch begründeten - Antisemitismus ist in Hamburg, der Wahlheimat von Mohammed Atta and friends, bisher nichts zu spüren.

Wir rufen alle,

  • die sich dem europäisch-islamistischen Bündnis gegen Israel und die Juden entgegenstellen wollen,
  • die sich weigern, die israelische Schutzmacht USA als einen imperialistischen Schurkenstaat zu denunzieren,
  • die nicht bereit sind, die Wahrheit den Völkern und die Kritik der Volksgemeinschaft zu opfern, und gerade deshalb noch in der Lage sein könnten, für eine bessere Einrichtung der Welt etwas beizutragen dazu auf, am 24.4.04 in Hamburg zu demonstrieren:

Für Israel - Gegen die antisemitische Internationale

Samstag den 24.4., in Hamburg,

13:30 Uhr, U-Feldstraße

Unterzeichner:

ag no tears for krauts (Halle), [a:ka] Göttingen, AMIGA-Gruppe Siegen, Antideutsche Gruppe Hamburg, antideutsche initiative herzogenaurach, Antideutsch-kommunitische Initiative (aki), antifa3d (Duisburg), Antifa Merseburg, Antifaschistische Aktion Dortmund (aado), Antifaschistische Aktion Gießen, anti nationale nürnberger antifa (a.n.n.a.), Berliner Bündnis gegen IG-Farben, Bündnis gegen Antisemitismus Leipzig, die jüdische (www.juedische.de), Georg-Weerth-Gesellschaft Detmold, Georg-Weerth-Gesellschaft Köln, Gruppe i. G. (Leipzig), gruppe offene rechnungen berlin, ISF Freiburg, kosmopolitbüro marburg, liberté toujours berlin, Progress [antifascist youth] Potsdam, Prozionistische Linke Frankfurt, Redaktion BAHAMAS, T-34 Redaktion

V.i.S.d.P.: C. Schmidt, Postfach 620628, 10769 Berlin

PDF-Version: Flagge zeigen! Für Israel - gegen Old Europe (2 Seiten, 107.794 Byte)


Update 2004-04-21:

Last Call For Hamburg!

Warum es notwendig ist, am 24.04.2004 in Hamburg gegen old Europe und für Israel Flagge zu zeigen

Berlin, den 21.04.2004

Sehr geehrte Freundinnen und Freunde Israels,

mit diesem Anschreiben wollen wir Sie dringend auffordern, am 24.04.2004 mit uns zusammen in Hamburg für Israel und gegen seine europäischen Feinde zu demonstrieren. Diese Demonstration ist schon arg seltsam - deshalb wollen wir uns noch einmal zum Zustandekommen des Projekts und seinen Intentionen erklären. Da findet in der zweitgrößten Stadt der Republik eine Demonstration statt und die Aufrufer sind, bis auf eine Ausnahme, keine Hamburger (Zusätzlich unterstützt die örtliche Initiative gegen Antisemitismus und Antizionismus nachträglich die Demonstration). Steckt dahinter ein Komplott, ein übles Machtspielchen, ein Mißbrauch der Israelsolidarität für ganz andere Zwecke? So kompliziert war es nicht und schon gar nicht intrigant. In Hamburg fand sich einfach niemand, der bereit war, an diesem oder einem anderen Tag für Israel und gegen den europäischen Antisemitismus einen öffentlichen Umzug zu organisieren. Und das obwohl doch in Hamburg am 31.01.2004 von Linksnazis 30 Leute, die israelische, amerikanische und britische Fahnen mit sich führten aus einer angeblich antifaschistischen Demonstration geprügelt wurden und mehrere Israelfahnen zerrissen und in einem Fall sogar angezündet wurden. Weil Israel-Solidarität in Hamburg anscheinend ohne Rücksichtnahmen auf die dortigen antisemitischen Linken kaum praktiziert wird, sie sich also schon im Ansatz selbst dementiert, hat sich ein bundesweites Bündnis zusammengefunden, um die gebotene Solidarität mit dem jüdischen Staat auch von draußen nach Hamburg zu tragen.

Das erscheint zugegeben ein wenig verrückt. Was man früher nur gegen antisemitische Volksgemeinschaften in kleinen brandenburger Dörfern wie Gollwitz an der Havel unternahm, als sich dort die Gollwitzer gegen die Einquartierung sogenannter jüdischer Kontingentflüchtlinge aus der früheren Sowjetunion wehrte, geschieht nun gegen eine Großsstadt-Kiezgemeinschaft, die als hanseatische Volxküche unter Beweis stellt, daß deutsches linkes Blut allemal dicker ist, als kritische Einsichten und die ihnen geschuldete bedingungslose Solidarität mit Israel. Diese Solidarität nämlich impliziert notwendig die kompromißlose Gegnerschaft zu den gerade auch linken Feinden Israels.

Keine Träne für Scheich Jassin!

Aber die spezifischen Hamburger Verhältnisse, sind bei allen Lokalbesonderheiten doch Ausdruck einer viel größeren Gemeinschaft, die dezidierte Israelfeinde und äußerst merkwürdige selbsternannte Freunde des jüdischen Staats in eine Front bringt. In den letzten Wochen mußte man erfahren, was vollmundig verkündigte Israel-Solidarität wert ist, wenn es darauf ankommt, sie öffentlich unter Beweis zu stellen. Zum Beispiel dann, wenn die IDF Scheich Jassin und seinen Nachfolger Rantisi gezielt und planvoll tötet. Dann sind es nicht nur Josef Fischer und Romano Prodi, die zusammen mit der fast geschlossenen europäischen Medienöffentlichkeit Zetermordio schreien, dann findet sich plötzlich auch der Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Manfred Lahnstein im antiisraselischen Tribunal und verurteilt mit moralischem Aufwand Israel, das Land, dem die Freundschaft seines Vereins doch verpflichtet ist. Dann will man nicht ganz offen aussprechen, daß die beiden genannten Liquidierungen und auch solche die noch folgen werden Akte der Notwehr gegen antisemitische Massenmörder sind. Es ist doch keineswegs nur der - immerhin umstrittene - Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, der dann kalte Füße bekommt, wenn es geheißen hätte, "Flagge zeigen - für Israel". Als Ariel Scharon letzte Woche die Zustimmung aus Washington bekam, die nicht er als Politiker, sondern Israel dringend brauchte, verfiel auch der Rest der "Israel-freundlichen" Schar in Depression. Präsident Bush hatte erklärt, daß erstens ein Rückkehrrecht der Nachkommen der 1948 geflohenen Palästinenser nicht in Betracht kommt, daß zweitens, der Sicherheitszaun den Israel gerade baut, eine nützliche und notwendige Selbstschutzvorkehrung ist und daß drittens natürlich nicht alle Siedlungen im Westjordanland geräumt werden müßten, sondern jene, der Demarkationslinie von 1967 benachbarten Siedlungen israelischem Staatsterritorium zuzuschlagen seien. Egal was die Palästinenser dazu sagen und ihre europäischen und russischen Bündnispartner, die ja ohnehin nur nachplappern, was Arafats Hofschranzen gerade zum besten geben. Diese amerikanische Solidaritätsadresse an Israel unterstützen wir zur Gänze, denn dahinter zurückzufallen käme der Aufkündigung jeder Israelsolidarität gleich.

Solidarität mit Israel ist nicht nur Gegnerschaft zum palästinensischen Selbstmordterror, sie bedeutet darüber hinaus, die Gegnerschaft zum Projekt Großpalästina. Israelsolidarität heißt Partei ergreifen in einem seit Jahrzehnten geführten Krieg. Anders wird man gegen die selbstherrlichen Kritiker Israels aus allen politischen Lagern, diese europäische Intifada auf Seiten des palästinensischen Terrors, nicht bestehen. Das jedoch ist der Zweck dieser Demonstration.

Keine Betroffenheitsrituale!

Wir können Israel in seinem dauernden Verteidigungskrieg nicht wirksam unterstützen, wir können aber die Protagonisten der arabisch-europäischen Feinderklärung benennen und öffentlich kritisieren. Wir können - dieses Mal in Hamburg - deutlich machen, wohinter ernst gemeinte Kritik am Antisemitismus nicht zurück fallen darf. Deshalb wird es am 24.04.2004 wieder in Hamburg israelische Fahnen auf der Straße geben, deshalb wird es keine Klezmer-Triller und schwermütige Anatevka-Weisen fürs Gemüt geben, sondern israelischen und amerikanischen Pop. Diese Demonstration wird kein deutsches Betroffenheits- und Begräbnisritual, sondern eine Solidaritätserklärung mit den Bewohnern Israels. Den Opfern der deutschen Tat wird man weit besser gerecht, wenn man alles tut, ihre Wiederholung, diesmal vielleicht im arabisch-europäischen Namen, zu verhindern. Die Vernichtung der europäischen Juden konnte von den Armeen der Sowjetunion, der Vereinigten Staaten von Amerika und Großbritanniens erst zu einem Zeitpunkt gestoppt werden, als die Mehrheit der von den Deutschen zur Vernichtung Bestimmten, schon nicht mehr am Leben war. Heute steht zum Schutz der nicht nur israelischen Juden die IDF weit wirksamer bereit. Ihren Kampf sekundiert man nicht mit Schtetl-Nostalgie, sondern durch den Sound, den das israelische Militärradio ausstrahlt, und das ist westlicher Pop.

Liebe Freundinnen und Freunde Israels, Sie mögen eine linke oder eine konservative Vergangenheit haben, sie mögen sich heute als Liberaler, als Neokonservativer verstehen, oder gar als Kommunist, das tut für die Entscheidung, auf dieser Demonstration mitzugehen nichts zur Sache. Über die Agenda 2010 mag man sich streiten bis die Fetzen fliegen, über die Frage, ob der Antisemitismus ohne die Aufhebung kapitalistischer Produktion überhaupt aufzuheben sei, mag größtmögliche Uneinigkeit bestehen. Wenn Sie sich mit uns darin einig sind, daß es höchste Zeit ist, "Flagge zu zeigen - für Israel - gegen Old Europe", dann kommen Sie am Samstag dem 24.04.2004 um 13.30 Uhr zum Hamburger U-Bahnhof Feldstraße. Und bringen Sie Ihre Freunde mit, jedenfalls die, die ähnlich wie Sie denken!

Mit den besten Grüßen

Das Berliner Vorbereitungstreffen

(Quelle: http://www.redaktion-bahamas.org/aktuell/last-call-HH-24-4-04.htm)


Update 2004-05-02 16:00 CEST:

HH 2004-04-24: Für Israel - Gegen Old Europe

Der Ethnologe Gaston Kirsche (ehemaliger leitender Kader des Kommunistischen Bund) schreibt in der Hamburger taz: Pro-israelische Zeitschrift setzt ihren Feldzug gegen die Hamburger Linke fort; alle Redebeiträge der Demonstration können bei der Bahamas nachgelesen werden.


Update 2004-05-06 01:00 CEST:

Mitten in der Zone: Hamburg

Zu den Angriffen auf die israelsolidarische Demonstration am 24.04.2004

Es ist immer noch das gleiche Bild, das sich einem bei Antifa-Expeditionen in die Brauntowns der Zone bietet: Pöbelnde Nazis, verstockt mit ihnen sympathisierende Mitbürger und Lokalgrößen, die sich um den Ruf ihrer jeweiligen Stadt sorgen und bitterlich darüber klagen, wie ungerecht und überzogen diese Antifa-Demos doch seien: eigentlich seien es ja erst solche Aktionen, die die Verhältnisse vor Ort über Gebühr dämonisierten, ja diese erst provozierten. Die Israelsolidaritätsdemo am 24.04.04 stieß im linken Vorzeigekiez Hamburgs auf ein Szenario, das dem in Hoyerswerda, Dolgenbrodt, Rostock, Gollwitz und anderswo durchaus gleicht: Den Job der dortigen Lokalfürsten übernahmen dabei in Hamburg die linken Abwiegler, während die lokale Sturmabteilung die Demonstration auch tätlich angriff, um ihre Durchführung zu verhindern; die einheimischen Zuschauer - egal, ob sie bloß im Café saßen oder gerade gegen Atomkraft oder für das Bauwagenelend demonstrierten - beteiligen sich an diesen Angriffen oder geben wenigstens ihrer Genugtuung darüber beredten Ausdruck: Die zionistischen Provokateure haben schließlich nichts anders verdient.

Auch wenn die Distinguierteren unter den Umstehenden den aufgeheizten Links-Mob und seine Vorhut aus Prügelpalästinensern & Freunden sonst vielleicht nicht besonders schätzen, so hat man gegen deren Haßparolen doch auch nichts Grundsätzliches einzuwenden; und diejenigen, die ihren dégoût an solchen Parolen schon mal auf betulichen Konferenzen und im Internet-Kaffeekränzchen kundgeben, taten den Teufel, sich bei den "antideutschen Provokateuren" blicken zu lassen: man könnte es sich ja mit dem antisemitischen Pöbel verscherzen oder sich die Fingerchen mit "identitären Symbolen" beschmutzen.

Beschmutzt allerings wurden die ca. 200 Demonstranten tatsächlich: aber nur durch die Farbbeutel und das faulige Obst, womit sie beworfen wurden. Nur der glückliche Zufall sorgte dafür, daß niemand durch die mehrfach erfolgenden Flaschenwürfe ernsthaft zu Schaden kam. Daß die Demo schließlich überhaupt durchgeführt werden konnte, war nicht der tätigen Solidarität Hamburger Israelfreunde zu danken - von rühmlichen Ausnahmen abgesehen, glänzten diese famosen OSZE-kompatiblen Antifaschisten ja durch Abwesenheit -, sondern zwei Hundertschaften Polizei, die den Links-Mob immer wieder in Seitenstraßen abdrängten, einen Barrikadenbau verhinderten und Steine und andere Wurfgeschosse, die besonders eifrige Kiez-Intifadisten vorbereiteten, umstandslos konfiszierten. So blieb denen nichts anderes übrig, als ihren Haß nurmehr hinauszuschreien, das aber mit manischer Ausdauer: "Allahu akbar! Israel Mörderstaat! Mörder! Mörder! Sharon ist, ein Mörder und Faschist! Nazis raus! Hoch die internationale Solidarität! Freiheit für Palästina! Tod dem Staat Israel! USA, Israel, Internationale Völkermordzentrale!" und was das aktuelle Wörterbuch des Unmenschen sonst noch so zu bieten hat.

Es empfahl sich also, alle Regeln einzuhalten, die, will man ungeschoren davonkommen, für Antifa-Demos in der Zone gelten. Wer darauf vertraut hatte, daß es im Schanzenviertel ja nun doch ein bißchen anders zuginge, bekam seinen Irrtum zu spüren: Wer sich außerhalb des Polizeispaliers begab, um Flugblätter zu verteilen oder bloß etwas zu Trinken zu kaufen, der wurde bedroht, bespuckt und tätlich angegriffen; wer sich einzeln oder nur in einer kleinen Gruppe von der Abschlußkundgebung entfernte, wurde verfolgt, bepöbelt und tätlich angegriffen ("Ich werde Dich töten"); wer sein Auto mit ortsfremdem Kennzeichen zu nahe am Anfangsort der Demonstration, dem Bahnhof Feldstraße, geparkt hatte, fand es mit zerstochenen Reifen und mit Scheiße beschmiert vor; wer als Ortsansässiger sich nicht mit dicker Sonnenbrille und Basecap tarnte und dementsprechend von der Kiez-Miliz identifiziert wurde, erhielt gleich Hausverbote für Szene-Kneipen, die man aber ohnehin besser meiden sollte.

Was sich in Hamburg seit der antizionistischen Prügelorgie am 31.01.04 anläßlich der Wehrmachtsaustellungs-Gegendemo geändert hat, ist allein, daß man anscheinend den Einsatzleitern der Polizei immerhin eines beigebracht hat: daß diejenigen mit der bewußten "Nationalfahne" nämlich per definitionem keine Nazi-Provokateure sein können, daß sie also nicht zu verhaften seien. Von diesem kleinen Fortschritt abgesehen, wird man wohl so weitermachen wie bisher: Die antiimperialistischen Schläger sowieso, ebenso das antiisraelische Staatsfernsehen NDR und sein Ich-AG-Ableger FSK. Und die Apostel einer "kritischen" Israel-Solidarität, die es häufig genug noch nicht einmal schaffen, dessen Existenz als jüdischer Staat hinzunehmen, geschweige denn diese in der öffentlichen Diskussion zu verteidigen? Sie werden wohl den Empfang, den das Schanzenviertel Leuten bereitete, die genau das tun, was sie selbst nicht fertig bringen, als Resultat eines "Sektenkrieges" bagatellisieren. Dieser betreffe demnach allein die Radikalen beider Seiten, und hielten die fremden antideutschen Provokateure, die den ganzen Schlamassel ja erst ausgelöst hätten, schlicht den Rand, dann könnte ja wieder Ruhe in den Kiez einkehren, dann könnte man auch wieder mit Nazis gegen Nazis demonstrieren wie am 31.01.04.

Daß man genau das will, liegt deutlich zutage: Weder hat man die Angriffe auf die Israelfahnen an jenem Tag kritisiert - ganz im Gegenteil, wie konkret und Jungle World eindrucksvoll bewiesen - noch ist man wenigstens der gängigen Lesart, daß das bloße Mitführen dieser Fahnen bereits einen "Angriff" auf eine Antifa-Demonstration darstelle, entgegengetreten. Entsprechend fiel die Reaktion auf die Demonstration vom 24.04.04 aus: Obwohl schon vorher bekannt war, daß es Angriffe geben werde, ließ man sie nicht nur geschehen, sondern schob noch ein mokantes "Selber Schuld!" hinterher wie Gaston Kirsche sinngemäß in der Hamburger taz; aber wenn der von einem "Feldzug gegen die Hamburger Linke" (27.04.) schreibt, vergißt er zweierlei zu erwähnen: Erstens, daß es sich in Wahrheit nämlich um eine Demonstration gegen die antisemitischen Kumpaneien dieser Linken handelte, und zweitens, daß diese Kumpaneien nur ein Teil des Problems sind. Der Demo-Aufruf schrieb nämlich nicht: "Ärgert die Alt-Antideutschen in Hamburg", sondern richtete sich gegen einen "Antisemitismus", bei dem "regierungsoffizielle ,Israelkritik' und der Haß der Straße, der sich in Europa vorzugsweise pazifistisch, also antiamerikanisch und israelfeindlich äußert, einander ergänzen." Aber nun gut - gemeint ist, wer sich angesprochen fühlt. Und das sind in Hamburg wohl auch diejenigen "Israelfreunde", die einfach nicht von Postzionismus und Antiamerikanismus lassen können oder wollen, und die deswegen mit der quietistischen Lüge zu kontern versuchen, daß diese Demonstration ja gar nicht nötig gewesen wäre, sie nur falsche Akzente gesetzt habe, und daß man schon noch selbst etwas unternommen hätte - irgendwie, irgendwo, irgendwann.

Bis zu diesem St.Nimmerleinstag wird höchstwahrscheinlich weiter die Strategie der friedlichen Koexistenz mit dem antisemitischen Ressentiment gelten, um ruhigen Gewissens Linker unter Linken bleiben zu können. Der ist man in Hamburg nämlich aus Tradition. Die Linke wird als Bedingung der eigenen Existenz begriffen, die deshalb als Ganze zu erhalten sei. Niemand könnte sich vorstellen, daß dabei ein Teil fehlen dürfte - außer natürlich den Provokateuren mit der Israelfahne. Der Wunsch, diese loszuwerden, treibt nicht nur besonders differenzierte und symbolkritische Hamburger um: Das nämliche Interesse an militantem Rollback gegen Israelfreunde und ihre Helfershelfer besteht auch anderswo im entsprechenden Milieu. Der Rettungsversuch einer abgewirtschafteten Linken, die in ihrer Mehrheit einem antiimperialistischen Programm gegen die Emanzipation verhaftet ist, braucht eine kompromissbereite und mit Diskursstrategien hantierende Fraktion, die sich mit der Dominanz der romantischen Antikapitalisten "kritisch" arrangiert hat, die mehr noch als Verschwörungstheorien die Springer-Presse haßt, und die nicht begreifen kann oder will, daß Ho-Chi-Minh partout nichts mit Saddam Hussein zu tun hat.

Die linke Kumpanei der vorgeblichen Antisemitismus-Kritiker mit den tatsächlichen Antisemiten gilt es auch weiterhin zu stören. Der nächste "Feldzug" (Kirsche) wird in Köln am 5. Juni 2004 durchgeführt, wenn, wie angekündigt, der Doyen des Postzionismus, Moshe Zuckermann, mit den Saddamiten von der jungen Welt und den Westentaschen-Goebbels des palästinensischen "Widerstandes" den Schulterschluß übt, egal, ob die "kritische Solidarität" mit Israel das für "kitschige Propaganda", für überzogen, der Sache schadend, selbstdarstellerisch, besonders deutsch oder antikommunistisch hält.

Das Berliner Nachbereitungstreffen (03.04.2004)

(Quelle: http://www.redaktion-bahamas.org/aktuell/HH-Nachlese.htm)

Veröffentlicht am Donnerstag den 1. April 2004 um 00:19 Uhr - nach oben | check xhtml
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